Entscheidungen
So hat sich das sogenannte Informationszeitalter wohl keiner vorgestellt: früher war es sehr schwer und teuer, überhaupt an Informationen heranzukommen. Wer sie besaß, hatte den entscheidenden strategischen Vorteil sicher in der Hand. Heute hingegen gibt es Informationen im Überfluß und das auch noch beinahe kostenfrei. Aber wächst mit der Informationsflut auch die Qualität der Entscheidungsorientierung?
Eher entsteht mit der Mannigfaltigkeit an Informationen ein Problem: während über Bilanzen, computergestützten Expertensystemen, Markt- und Konkurrenzanalysen gegrübelt wird, geht häufig das viel zitierte Fingerspitzengefühl oder der gesunde Menschenverstand verloren. Offensichtlich unterliegen wir Menschen nur allzu gerne dem Irrtum, als „vernunftbegabte“ Wesen das Für und Wider unseres Tuns nur lange genug bedenken zu müssen, um diejenige Alternative zu finden, die maximalen Nutzen bringt. Dabei leiden einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum zufolge ca. 60% aller deutschen Berufstätigen in Ausübung ihrer Tätigkeit unter dem Druck, die richtige Entscheidung treffen zu müssen. Schließlich hängt davon auch der persönliche Erfolg oder Nichterfolg ab. Man könnte meinen, die Kunst der klugen Entscheidung bleibt nach wie vor eine Kunst.
Was also sind die Merkmale einer Entscheidungsprozedur? Eng verbunden mit dem Problem der Entscheidungsorientierung ist die Ungewißheit hinsichtlich der Auswirkungen unserer Entscheidungen. Wir müssen sowohl mit den Risiken des Eintreffens der erwarteten Zustände als auch mit der Unsicherheit (und den damit verbundenen Folgen) des Nicht-Eintreffens rechnen. Die Art, Intensität und Dauer von zukünftigen Störeinflüssen sind nur schwer prognostizierbar – womit wir es auch mit einem Prognoseproblem zu tun haben. Ein Pilot beispielsweise muß notfalls binnen Sekunden handeln, um einen Flugzeugabsturz zu verhindern. Vor- und Nachteile seines Tuns sicher abzuwägen, mehr Daten zu sammeln und Experten zu befragen, kostet Zeit – ohne daß der Entscheidungsdruck deswegen geringer würde. Befragt man Psychologen, raten diese einem, lediglich bei Entscheidungen von geringerer Bedeutung alle wesentlichen Für und Wider reiflich zu überlegen. In lebenswichtigen Dingen hingegen sollte die Entscheidung eher aus dem Unbewussten kommen.
Im Grunde genommen bleibt also alles beim alten: zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Informationen parat zu haben. Nach wie vor ist die Relevanz aller Informationen zu prüfen, was uns wohl auch in Zukunft kein Computer abnehmen kann.